Gesundheitsdezernentin Voitl stellt Ergebnisse der Frankfurter Schulbefragung MoSyD 2022/23 vor
Frankfurter Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 18 Jahren trinken weniger Alkohol als noch im Vorjahr, der Konsum von Zigaretten ist auf neue Tiefstwerte gesunken und auch der Konsum von Cannabis ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Weit mehr als ein Drittel der Jugendlichen verzichtet sogar ganz auf legale und illegale Drogen. Dies hat die jüngste, repräsentative Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“ (MoSyD) 2022 ergeben, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Centre for Drug Research der Goethe-Universität jährlich erheben. Das Drogenreferat fördert die Studie seit 2002.
Die extremen Schwankungen im Corona-Jahr und dem Jahr nach der Pandemie hätten sich wieder gelegt, sagt Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Im Corona-Jahr war der Konsum von Alkohol, Cannabis und Tabak ungewöhnlich stark zurückgegangen und nach Corona in einer gegenläufigen Pendelbewegung umso deutlicher wieder angestiegen. „Jetzt setzt sich der langjährige Trend wieder fort, dass die Mehrzahl junger Menschen immer weniger Suchtmittel konsumiert und sehr auf ihre Gesundheit achtet“, fährt die Dezernentin fort.
Alkohol, Cannabis und illegale Substanzen weniger beliebt
46 Prozent der Jugendlichen haben angegeben, in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben und 31 Prozent seien in diesem Zeitraum mindestens einmal betrunken gewesen. Das sind jeweils die zweitniedrigsten Werte seit Beginn der Erhebung. Nur im Corona-Jahr 2020 wurde weniger konsumiert. Der seit einigen Jahren zu beobachtende rückläufige Trend beim Alkoholkonsum hat sich in der aktuellen Erhebung weiter fortgesetzt.
Doch auch andere Substanzen weisen ähnliche Trends auf. Der Konsum von klassischen Zigaretten, Shishas und vielen illegalen Substanzen wie Ecstasy, Speed oder Kokain ist ebenfalls deutlich zurückgegangen. „Wir sehen bei dieser Befragung so viele Tiefstwerte bei den Lebenszeitprävalenzen wie noch nie“, sagt Dr. Artur Schroers, Leiter des Drogenreferats. Besonders die Zahlen zu Cannabis scheinen angesichts der Legalisierungsdebatte entwarnend. Zeigen sie doch, dass die Debatte allein nicht zu höherem Konsum führt. Bei der Befragung von Schülerinnen und Schülern 2022 gaben 13 Prozent an, in den vergangenen 30 Tagen mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben, vier Prozent sagten, sie haben dies mehr als zehnmal getan – deutlich weniger als im Vorjahr. Für Schroers kein Grund zum Zurücklehnen: „Trotz der rückläufigen Zahlen werden wir unsere Aufklärungs- und Präventionsangebote zu Cannabis fortsetzen. Gerade mit Blick auf die Debatte.“
Trend der bunten Einweg-E-Zigaretten: „Disposables“
Obwohl einige Substanzen an Bedeutung verloren haben, gibt es auch in diesem Jahr deutliche Trends. So kommen E-Produkte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer weiterhin sehr gut bei Jugendlichen an. 27 Prozent haben in den vergangenen 30 Tagen ein E-Produkt genutzt, ganze neun Prozent der Befragten dampfen täglich. Auch der Konsum von nikotinhaltigen Erzeugnissen steigt. „Ein Stichwort sind die bunten Einweg-E-Zigaretten, die gerade bei Jugendlichen immer beliebter werden“, sagt Schroers. Gemeint sind die sogenannten Disposables, die wenig kosten und an denen man per Knopfdruck bis zu 800 Mal ziehen kann. Ist der Tank leer, landen sie im Müll. Verkauft werden die Produkte an Kiosken, Tankstellen und online, „wo der Jugendschutz leicht umgangen werden kann“.
Neuer Hype um Oraltabak
Ganz frisch hinzugekommen bei den Trenddrogen sind sogenannte Chewing Bags und Nikotin Pouches. Hierbei handelt es sich um kleine Beutel, die man ähnlich wie das schwedische Original Snus unter die Oberlippe klemmt. 15 Prozent der Befragten haben die oft nikotinhaltigen Beutel bereits ausprobiert, sechs Prozent auch in den letzten 30 Tagen. Meist sind das Jugendliche, die auch anderweitig Nikotin konsumieren. Der Verkauf von Snus ist in Deutschland verboten, Chewing Bags und Nikotin Pouches firmieren wegen ihrer marginal veränderten Herstellung als Kautabak und dürfen verkauft werden.
Überdimensionierte „Sahnespender“ – Lachgas weiter im Trend
War für die Forschenden um Dr. Bernd Werse 2021 die deutliche Zunahme von Lachgas-Konsum noch überraschend, hat sich 2022 bereits eine Fortsetzung des Trends abgezeichnet. In der aktuellen Erhebung ist die Konsumerfahrung tatsächlich nochmals deutlich angestiegen, von 13 auf 17 Prozent; auch die 30-Tages-Prävalenz ist auf sechs Prozent gestiegen. Frankfurter Bürgerinnen und Bürger sehen das Phänomen auch im Stadtbild vermehrt als achtlos entsorgten Sondermüll in Parks und auf der Straße: dunkle Gefäße mit rund 600 Milliliter Fassungsvermögen, auf denen an Sahne erinnernde Markennamen prangen. Aus diesen „Party-Sahnespendern“ wird unter der Zuhilfenahme von Luftballons die legal in Supermärkten und Kiosken erhältliche Substanz inhaliert. „Nach den ansteigenden Zahlen der vergangenen Schulbefragung haben wir sofort reagiert,“ sagt Schroers, unter anderem mit Informationsangeboten für Fachkräfte und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema.
Wir haben für Sie ein Informationsvideo zu Lachgas erstellt, das sich gezielt an Lehrkräfte und Eltern richtet und Hintergrundinformationen zum Lachgaskonsum bietet.
Zunahme psychischer Probleme
Erkennbar mehr Jugendliche klagen seit Beginn der Pandemie über psychische Probleme: 2022 gaben 26 Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten unter nennenswerten psychischen Problemen gelitten haben (2021: 24 Prozent). Das sind so viele wie noch nie. Am häufigsten wurden dabei depressive Verstimmungen und Depressionen genannt; daneben sind auch Panikattacken, Angststörungen und Essstörungen bei Teilen der Befragten verbreitet. Junge Frauen sowie diverse, beispielsweise nicht-binäre, Befragte geben weitaus häufiger psychische Probleme an als junge Männer. „Seit der Corona-Pandemie ist das ein wichtiges Thema, mit dem wir uns befassen müssen“, sagt Gesundheitsdezernentin Voitl.
Mehr Jugendliche beteiligt
Die Befragungen an Schulen liefen zwischen November 2022 und Februar 2023. 1446 Personen ab 15 Jahren haben an der Studie teilgenommen. Damit wurden wieder mehr Jugendliche als unter den Corona-Bedingungen im Vorjahr erreicht. „Die Ergebnisse sind damit repräsentativ. Sie zeigen im Vergleich mit anderen Großstädten Deutschlands eher geringe Unterschiede“, betont Dr. Werse vom Centre for Drug Research. 19 allgemein- und berufsbildende Schulen mit 83 Klassen haben sich an der Studie beteiligt. Das Durchschnittsalter der Hauptstichprobe (15 bis 18 Jahre) lag bei 16,5 Jahren, 87 Prozent der Befragten wohnten in Frankfurt.
Quelle: www.stadt-frankfurt-de – Meldungen vom 04.12.2023, 14:49 Uhr
Quelle Beitragsbild: © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Drogenreferat
Die gesamte Studie mit allen detaillierten Daten und Fakten können Sie kostenfrei auf der Seite des Drogenreferats herunterladen oder über drogenreferat@stadt-frankfurt.de bestellen.