Seit Anfang Februar sind die neuen Zahlen zum Konsumverhalten der Frankfurter Schüler:innen im Alter von 15 bis 18 Jahre veröffentlicht. Die folgende Pressemitteilung der Stadt Frankfurt liefert einen schnellen Überblick über die Ergebnisse.
Pandemie lässt Jugendlichen weniger Gelegenheiten zum Feiern und Alkohol trinken
Gesundheitsdezernent Stefan Majer stellt Ergebnisse der Schüler:innenbefragung für die MoSyD-Studie 2020 vor
Im Coronajahr 2020 haben Frankfurter Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren weniger Alkohol getrunken, weniger Zigaretten geraucht und weniger Cannabis konsumiert als in den Jahren zuvor. Dies hat die jüngste Drogentrendstudie „Monitoring System Drogentrends“ (MoSyD) ergeben, die Wissenschaftler des Centre for Drug Research der Goethe-Universität im Auftrag des Drogenreferats seit 2002 jährlich erheben. Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen (45 Prozent) gab an, im Vormonat der Befragung weder legale noch illegale Drogen konsumiert zu haben. Dies ist der mit Abstand höchste Wert seit Beginn der Studie. Der Anteil der Jugendlichen, die substanzübergreifend „riskant“ konsumiert haben, ist nach langer Zeit deutlich von zehn Prozent auf sechs Prozent gesunken.
Kein Konsum im stillen Kämmerlein
„Die Ergebnisse sind sehr erfreulich“, kommentiert Gesundheitsdezernent Stefan Majer die eben veröffentlichten Daten. „Die Befürchtung, dass Jugendliche ähnlich wie Erwachsene im stillen Kämmerlein mehr Alkohol oder Cannabis konsumieren, hat die Studie damit nicht bestätigt.“ Dennoch mahnt er zur vorsichtigen Interpretation der Zahlen: „Wir müssen die außergewöhnlichen Rahmenbedingungen im Pandemiejahr mit den stark eingeschränkten Freizeitaktivitäten und fehlenden Gelegenheiten zum Feiern und Freunde treffen berücksichtigen.“
Auch Bernd Werse, Leiter des Centre for Drug Research, deutet die rückläufigen Konsumzahlen bei legalen und illegalen Drogen noch nicht als Beleg für einen grundsätzlich gesundheitsbewussteren Lebensstil der Jugendlichen – auch wenn sich der positive Trend von 2019 fortgesetzt hat. „Insbesondere der Konsum von Alkohol scheint bei Jugendlichen besonders stark an gemeinsame Gelegenheiten geknüpft zu sein – die Konsumraten gingen jedenfalls in der Zeit der Kontaktbeschränkungen besonders deutlich zurück.“ Aber auch so manche andere psychoaktive Substanz ist weniger konsumiert worden. „Die nächsten Jahre werden zeigen, welche Rolle die Pandemie tatsächlich gespielt hat und ob sich die niedrigen Prävalenzraten bestätigen.“
Zigaretten immer mehr „out“
Auch das Image von Zigaretten hat 2020 einen Tiefstand bei Jugendlichen erreicht. Nur noch neun Prozent der Befragten gaben an, täglich zu rauchen. Tabakerhitzer wie IQOS oder Glo spielten bei Jugendlichen ebenfalls keine große Rolle, dennoch sind E-Produkte bei Ihnen angekommen, der aktuelle Konsum steigt. Gesundheitsdezernent Stefan Majer macht dafür auch die Werbung verantwortlich, die sich gezielt an Jugendliche wendet: „Wir haben gesehen, dass Werbeverbote bei herkömmlichen Zigaretten große Wirkung zeigen. Ich hoffe sehr, dass die Ankündigungen der neuen Bundesregierung für eine verstärkte Alkohol- und Nikotinprävention bei Jugendlichen schnell greifen.“ Majer ist dies besonders vor dem Hintergrund wichtig, dass in jüngster Zeit synthetische Cannabinoide in E-Zigaretten-Liquids entdeckt wurden. „Den Jugendlichen ist oft gar nicht bewusst, dass sie dabei hochpotente, synthetische Cannabinoide inhalieren.“
Medikamente im Fokus
Verstärktes Augenmerk wird das Drogenreferat künftig auf den Umgang mit psychoaktiv wirkenden Medikamenten legen, kündigt Regina Ernst, die Leiterin des Drogenreferats an. 11 Prozent der Jugendlichen gaben an, schon einmal (nicht vom Arzt verschriebene) Medikamente eingenommen zu haben, um sich zu berauschen oder Leistungen zu verbessern. Sieben Prozent taten dies auch in den zurückliegenden 30 Tagen. „Beide Raten bedeuten einen Anstieg von jeweils fünf Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr“, sagt Ernst.
Zunahme psychischer Probleme
Erkennbar mehr Jugendliche klagten im Pandemiejahr über psychische Probleme: So gaben 22 Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, dass sie in den vergangenen 12 Monaten unter nennenswerten psychischen Problemen gelitten haben (2019: 19 Prozent). Depressive Verstimmungen, Depressionen, Angststörungen, Panikattacken und Ess-Störungen wurden dabei am häufigsten genannt. „Die Pandemie hat insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene aus prekären sozialen Lagen besonders hart getroffen. Wir werden mit unseren suchtpräventiven Angeboten – gezielt auch in Schulen – sowie mit einem stadtweiten Aktionsplan gegen Coronafolgen verstärkt auf dieses Thema eingehen“, so Gesundheitsdezernent Stefan Majer.
Gleiches gilt für den Umgang mit Medien. Erwartungsgemäß verbrachten die Jugendlichen im Coronajahr durchschnittlich eine halbe Stunde am Tag mehr Freizeit im Internet, zusätzlich zu den schulischen Aufgaben.
Weniger Jugendliche beteiligt
Die Befragungen liefen hauptsächlich während der zweiten Corona-Welle zwischen Oktober und Dezember 2020 sowie im Frühjahr 2021. Wegen Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen wurden statt der angestrebten 1000 nur 659 Schüler*innen zwischen 15 und 18 Jahren erreicht. „Die Ergebnisse sind aber auch mit der geringeren Zahl an Befragten repräsentativ“, betont Bernd Werse. Zwölf Schulen mit 45 Klassen haben sich beteiligt, die Befragten waren im Durchschnitt 16,5 Jahre alt, 88 Prozent der Befragten wohnten in Frankfurt.
Die wichtigsten Ergebnisse von MoSyD 2020 finden Sie in der beigefügten Zusammenfassung
Die gesamte Studie mit allen detaillierten Daten und Fakten können Sie kostenfrei auf der Seite des Drogenreferats herunterladen oder über drogenreferat@stadt-frankfurt.de bestellen.
Quelle: www.stadt-frankfurt-de – Sondermeldung vom 10.02.2022, 14:47 Uhr
Quelle Beitragsbild: © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Drogenreferat