Tschüss unangenehme Gefühle – Was verbirgt sich hinter dem Begriff Mood-Management?
Haben Sie heute schon etwas gemacht, um Ihre Stimmung zu verändern?Wodurch haben Sie bereits Ihre Stimmung verbessert? (Mood-Management)
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Unsere Stimmungen haben Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Denken. Stets guter Stimmung zu sein ist „für den modernen Mensch Grundvoraussetzung für ein gelungenes Leben“ (Klein, 2021). Doch unangenehme Emotionen oder Ereignisse, die wir über den Tag hinweg erleben, können sich auf unsere Stimmung auswirken und diese drücken. Der Versuch, die Stimmung zu verändern nennt sich „Mood Management“ („mood“= Stimmung, „manage“=regulieren). Das Bedürfnis negative Stimmungen zu vermeiden ist kein neues Phänomen. Menschen haben schon immer versucht diese zu vermeiden und wenn sie dennoch auftraten, wollte man diese nicht lange aushalten (s. Klein, 2021). Durch den Wunsch sich durchgehend in guter Stimmung zu zeigen und die Kontrolle über die eigene Stimmung zu haben, steigt der Druck nach schnellen Lösungen, wie beispielsweise dem Konsum von Substanzen. Insbesondere gesunde Menschen, die häufig gestresst oder unzufrieden sind zeigen ein hohes Bedürfnis nach Stimmungsstabilisierung und Stimmungsverbesserung (ebd.). Schröder et. al (2015) stellten fest, dass eine hohe Bereitschaft zur Einnahme von Neuroenhancern bei Personen vorliegt, die ein hohes Stresslevel in Kombination mit einer Experimentierbereitschaft aufzeigen. Eine genaue Zahl darüber, wie viele Menschen auf Neuroenhancer bzw. Pharmakologisches Mood Enhancement zurückgreifen, liegt nicht vor. Jedoch schafft bereits das Wissen um Mood Management Nachfrage.
Ist das nicht das Gleiche wie „Gehirn-Doping“? Nein. Anders als beim Gehirn-Doping, bei dem es um die Verbesserung des kognitiven Leistungsprozesses geht, zielt das Mood-Management darauf ab Emotionen und Stimmungen zu beeinflussen. Hier kann auch der Einsatz von stimmungsverändernden Substanzen, insbesondere Antidepressiva (Franke, 2019) erfolgen. Es gibt folgende verschiedene Abstufungen, welche von Mood-Stabilizing bis hin zu Mood-Enhancer reichen. Die Ziele unterscheiden sich somit von der Stabilisierung der Stimmung bis hin zur Erweiterung der normalen Stimmung.
Was wird dabei konsumiert? Es werden Medikamente aus der Pharmakotherapie zur Stimmungsstabilisation im Sinne von Pharmakologischem Neuroenhancement konsumiert. Dazu zählen u.a.
- Antipsychotika, wie Lithium, was häufig bei Bipolaren Erkrankungen zur Stimmungsstabilisierung eingesetzt wird,
- Antidepressiva, welche z.B. stimmungsverbessernd, angstlösend oder beruhigend wirken können,
- Benzodiazepine, welche angstlösende, krampflösende, beruhigende und schlaffördernde Eigenschaften haben und
- BetaBlocker, welche die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und des Botenstoffs Noradrenalin hemmen können.
Nicht dazu zählen Soft Enhancer (wie Ginko biloba, Ginseng, Johanniskraut, Taurin, Koffein etc.) sowie auch MDMA, MDA + MDE, „die Wachheit und Stimmung positiv beeinflussen können“ (Klein, 2021).
Gibt es Risiken? Kann man davon süchtig werden? Bei dem Versuch die eigene Stimmung zu kontrollieren, kann es dazu kommen, dass ein gleichgültiger unerreichbaren Gemütszustand erreicht wird. Dabei spricht man auch von der „Schwingungslosigkeit“, welche meist abgelehnt wird. Stärkere Mood-Management-Substanzen (wie Amphetamine, Kokain) sind suchterzeugend, viele andere Substanzen (wie Antidepressiva) weisen „das Risiko einer psychischen Abhängigkeit auf“ (Klein, 2021).
Was kann man präventiv/stattdessen machen? Wie oben beschrieben ist das Ziel des Mood-Managements die Beeinflussung der eigenen Stimmung. Anstatt auf Medikamente zurückzugreifen, sollten andere Methoden der Stimmungsbeeinflussung gesucht bzw. trainiert werden. Die eigene Stimmung lässt sich bspw. durch Achtsamkeitsübungen und Sport verändern. Aber auch folgende Aktivitäten können die eigene Stimmung unbewusst verändern:
- freundschaftliche soziale Interaktionen,
- Musik,
- gutes Essen,
- guter Schlaf
- Bewegung
- lesen
- und was fällt Ihnen noch dazu ein?
Wichtig ist, dass die Menschen lernen, ihre Stimmung mit den „nicht-pharmakologischen Methoden“ zu beeinflussen, um eine Veränderung zu bewirken. Insbesondere bei der Entwicklung für Kinder und Jugendliche ist darauf zu achten gute Methoden zur Stressbewältigung und Gefühlsregulation kennenzulernen. Mehr zu den Methoden oder „Tankstellen“ können Sie in unserem Blog-Beitrag „Hier tanke ich auf“ vom Juli 2020 (https://www.fachstelle-praevention.de/single-post/2020/06/19/hier-tanke-ich-auf) nachlesen.
Quellen: a Klein, M. (2021). <<In the Mood>>: Theorie und Praxis des Mood Managements in SuchtMagazin, Jg. 47, 1, S.14-18 Franke, A.G. (2019): Hirndoping & Co. Die opti-mierte Gesellschaft. Berlin: Springer. Schröder, H./Köhler, T./Knerr, P./Kühne, S./Moesgen, D./Klein, M. (2015): Einfluss psychischer Belastungen am Arbeitsplatz auf das Neuroenhancement – empirische Untersuchungen an Erwerbstätigen. Dortmund: BAUA.