„Schulstress, Zukunftsängste, Einsamkeit. Während vorherige Generationen sich noch frei entfalten konnten, müssen Jugendliche heute Abstand halten, Zuhause bleiben und vernünftig sein. Und das permanent. Was bewirkt das bei ihnen?“
Der Journalist Philipp Engel befragt in dieser Folge seiner HR Reihe „Engel fragt“ Jugendliche und junge Erwachsene zu bisherigen Erfahrungen und ihrer aktuellen Lebenssituation mit COVID-19. Es zeigt sich eine deutliche Frustration und Sorge um Lebensqualität und Zukunftsoptionen für die junge Generation. Vieles was Jugend und Erwachsenwerden ausmacht, ist ausgebremst und sanktioniert. Statt die Welt zu erobern, sind sie an die Familie gebunden – mit wenig Freiraum Eigenständigkeit zu entwickeln. In der Schule fühlen sie sich mit der neuen digitalen Lernsituation häufig schlecht vorbereitet und allein gelassen. Ähnlich geht es dem Lehrpersonal. Hier steht und fällt die Qualität des Unterrichts mit den technischen Vorraussetzungen und dem Engagement der einzelnen Lehrkräfte. Förderliche Lernbeziehungen der Schüler:innen untereinander und mit der Lehrkraft sind stark eingeschränkt, dies bestätigt eine befragte Schuldirektorin. Welche Konsquenzen dies für Schulabschluss und Berufswahl hat, ist noch nicht abzusehen. Auch in diesem Punkt fühlen sich die meisten jungen Menschen besonders von den politischen Entscheider:innen im Stich gelassen. Der Leiter einer Kinder- und Jugenpsychiatrie benennt als einen der größten Stressfaktoren den strukturlosen Alltag ohne Rhythmus und Verlässlichkeit. Gerade jetzt haben im Sinne der Förderung der Widerstandskraft (Resilienz) ausgleichende Angebote wie Freund:innen treffen und Hobbies wie Sport, Tanz und Musik oder soziales Engagement wenig Platz. „Jackpot ist wer ne feste Freundin hat“ sagt dazu ein junger Mann. Sehen Sie selber was die Interviewpartner:innen aus Darmstadt, Hanau und Frankfurt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven berichten.
„Was brauchen junge Leute 2021, um sich eben nicht abgehängt und verloren zu fühlen? Wie können Wissenslücken erkannt und beseitigt werden? Was brauchen Familien und Schulen, um Langzeitfolgen zu verhindern? Denn wenn wir eine ganze Generation „verloren“ geben, trifft es letztendlich uns alle“. Diesen Fragen geht der HR 2 Kultur Radiobeitrag mit dem Titel „Kind-gerecht? Die Zukunft einer Generation“ aus der Reihe „Der Tag“ nach. Kinder berichten über die enormen alltäglichen Anpassungsanforderungen. Sie erzählen dabei, was ihnen gelingt und was sie schmerzlich vermissen. Interviews mit Expert:innen der Jugendforschung und – hilfe ergänzen die Schilderung der Kinder und Jugendlichen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Prognosen. Dr. Hurrelmann, Professor of Public Health and Education an der Hertie School, betont das erhöhte Risiko bereits sozial benachteiligter junger Menschen in der Coronakrise bei Schulabschluss und Ausbildung abgehängt zu werden. Bundesweit besteht eine deutlich gestiegene Nachfrage für eine Aufnahme in psychtherapeutischen Praxen und Kliniken wegen Sucht oder psychischen Erkrankungen wie Ess- oder Angsstörungen, berichtet Julia Asbrand von der klinischen Kinder – und Jugendpsychiatrie der Humboldt Universität Berlin. Auch hier lohnt sich rein zuhören!