45 Zigaretten in einem „Riegel“

Sie sind bunt, handlich und schmecken oft nach Obst. Einweg-E-Zigaretten sind präsent und manche Nutzer:innen stellen sich und die genutzten Produkte bereitwillig auf Social Media-Plattformen zur Schau. Entsprechend tauchen die dampfenden Produkte immer mehr in Schulen und Jugendhäuser auf. Was sollten pädagogische Fachkräfte also darüber wissen?

Der in Deutschland bekannteste Markenname zu Einweg-E-Zigaretten ist die Elfbar. In 600 Zügen bekommt der Konsumierende für um die Acht Euro Geschmäcker wie Pfirsich-Eistee, Kirschlimonade oder geeiste Zuckerwatte. Es gibt sie aktuell in einer nikotinfreien Variante oder aber mit einer Stärke von 20mg Nikotin (Nikotin ist ein Nervengift, findet sich unter anderem in den Wurzeln der Tabakpflanze und bildet den Hauptgrund für eine Abhängigkeit beim Rauchen[1]) Was genau aber bedeuten nun diese 20mg Nikotin? Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz hat verschiedene E-Produkte mit Tabakzigaretten verglichen. Eine Elfbar mit 600 Zügen entspricht dabei einer Nikotinkonzentration von 45 Tabakzigaretten.[2] Jugendliche reagieren in den Schulworkshops der Fachstelle sehr überrascht auf diese hohen Wert!

Für 15- bis 18-jährige Jugendliche gewinnen E-Zigaretten immer mehr an Bedeutung und ein regelhafter Konsum etabliert sich. Dabei entscheiden sich junge Menschen mittlerweile öfter für die elektrische als die klassische Tabakzigarette – 43% der 15- bis 18-jährigen Frankfurter:innen haben mindestens einmal in ihrem Leben die klassische Tabakvariante konsumiert, wohingegen 46% bereits mindestens einmal ein E-Produkt gedampft haben. Die Zahlen für den Konsum von E-Produkten in den letzten 30 Tagen steigt seit 2014 stetig von 14% auf 29% der Jugendlichen in 2021 (vgl. Zigarettenkonsum in den letzten 30 Tagen in 2021: 28%).[3]

Wissenschaftlich bewiesen ist bereits, dass beim Konsum von (Einweg-) E-Zigaretten krebserzeugende Substanzen entstehen – auch, wenn das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) nach aktuellem Kenntnisstand davon ausgeht, dass geringere Mengen krebserzeugender und anderer gesundheitsschädlicher Stoffe enthalten sind als in klassischem Zigarettenrauch.[4] Das Forscherpaar Eric und Denise Kandel zeigten 2014 in ihrer Studie jedoch auf, dass das Probieren von E-Zigaretten einen Effekt auf späteren Tabakzigarettenkonsum hat. Acht Prozent der Befragten rauchten demnach Tabakzigaretten ohne eine entsprechende Vorerfahrung. Der Konsum konventioneller Tabakzigaretten stieg jedoch auf 21%, wenn die Jugendlichen bereits E-Zigaretten probiert hatten.[5] Neben den produkteigenen Schadstoffen, fördern E-Zigaretten also aufgrund der schnellen Entwicklung einer Nikotinabhängigkeit den Einstieg in den Konsum konventioneller Zigaretten.[6]

Was bedeutet dies alles für Sie als pädagogische Fachkraft/Lehrkraft? Der Konsum von Elfbars oder anderen E-Produkten ist zunächst einmal ein jugendtypisches Phänomen. Dies bedeutet aber nicht, dass der Konsum als selbstverständlich abgetan werden sollte. Sinnvoll wäre es auf Augenhöhe ins Gespräch über Konsumgründe und auch Risiken zu kommen, sodass der/die Jugendliche sich selbst besser überprüfen kann.

Für grundsätzliche Fragen oder Interesse an einem Workshop zu E-Produkten oder einer anderen suchtpräventiven Veranstaltung können Sie sich gerne an die Fachstelle wenden. Rufen Sie uns gerne unter 069 27 21 63 00 an oder schreiben Sie eine E-Mail an praevention@vae-ev.de.

 

[1] https://www.rauch-frei.info/wissen/news/was-ist-eigentlich-nikotin-und-wie-wirkt-es/
[2] https://shop.addictionsuisse.ch/de/tabak-nikotin/339-712-puff-bar-et-autres-ecigarettes-jetables.pdf
[3] https://frankfurt.de/-/media/frankfurtde/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/drogenreferat/pdf/mosyd-jahresbericht-2021.ashx
[4] https://www.bfr.bund.de/de/e_zigaretten___alles_andere_als_harmlos-129574.html
[5] Kandel, E./ Kandel, D.A. (2014): „Molecular Basis for Nicotine as a Gateway Drug“, The New England Journal of Medicine 2014 S. 932-943
[6] Hanewinkel, R. (2021): „Süßer Qualm“,  projugend – Fachzeitschrift der Aktion Jugenschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.V. 03/2021, S.12

Ähnliche Beiträge

Allgemein

Corona-Zeit ist ganz viel Familienzeit

Corona-Zeit ist ganz viel Familienzeit Auch wenn Vieles gerade stillzustehen scheint, das Familienleben geht turbulent, wenn nicht sogar turbulenter, weiter! Zurzeit sehen sich viele Menschen einer außerordentlichen und oft fordernden

Mehr lesen »
Allgemein

Stress lass nach…

Stress lass nach… Stress bedeutet für jeden von uns etwas ganz anderes. Für den einen ist es vielleicht die Angst selbst zu erkranken, für den anderen die Sorge um den

Mehr lesen »

Man darf auch stolz auf sich sein!

Man darf auch stolz auf sich sein! Nicht nur Stressbälle helfen gegen die Herausforderungen in dieser ungewöhnlichen Zeit. Vor knapp sechs Wochen wurde die Leitlinie zur Beschränkung sozialer Kontakte beschlossen.

Mehr lesen »
Allgemein

…keine Zeit für Langeweile!

…keine Zeit für Langeweile! Ein, zwei Wochen die Kinder betreuen – das kennt man aus der Ferienzeit.Was normalerweise Kitas und Betreuungseinrichtungen übernehmen, müssen jetzt, in der Corona – Zeit, Eltern

Mehr lesen »
Das Bild zeigt drei alkoholfreie Cocktails.
Alkohol

Alkoholfrei in den Mai

Alkoholfrei in den Mai Wir starten in den Monat, der 2018 für die meisten Alkoholunfälle im Straßenverkehr berüchtigt war, denn es fielen mehrere Feiertage in den Mai. Der erste Mai

Mehr lesen »