Ist Dampfen das gesündere Rauchen?
Die Nase nimmt ein meist süßliches Aroma, das Auge eine weißgraue Wolke wahr- in näherer Umgebung muss ein*e Dampfer*in an der E-Zigarette gezogen haben. Um E-Zigaretten ranken sich nach wie vor viele Mythen, Fakten und Unwahrheiten. Wie (un-)gesund sind diese E-Produkte denn nun wirklich?
Das Patent für die erste E-Zigarette wurde bereits 1963 eingereicht. Auch, wenn es bis 2002 mit der globalen Markteinführung gedauert hat – Die Idee zur Alternative zu Tabakzigaretten ist schon über ein halbes Jahrhundert alt! In Deutschland begann der E-Zigarettenmarkt vor zirka zehn Jahren ins Rollen zu kommen.
Wegen der kurzen Zeitspanne lassen sich fundierte Langzeitfolgen zum Konsum von E-Zigaretten nicht analysieren. Gleichzeitig weiß man bereits, dass beim Dampfen Substanzen wie Acrolein, Acetaldehyd oder Formalaldehyd frei werden, die mitunter krebserregend sind. Enthält das Liquid Nikotin, kommt noch ein weiterer gesundheitsschädlicher und abhängig machender Stoff hinzu. (Vgl. BfR 2 GO; 01/2020)
Auch für Dritte kann das Dampfen ähnlich wie beim (Passiv-)Rauchen schädlich sein. Durch den Konsum von E-Zigaretten wird die Raumluft mit Partikeln und Nikotin belastet. Die passive Belastung ist nach aktuellen Erkenntnissen zwar geringer als beim Rauchen, das freiwerdende E-Zigarettenaerosol kann aber gerade für sensible Bevölkerungsgruppen (Kinder, Schwangere, alte Menschen, Personen mit chronischen Erkrankungen) eine Gesundheitsgefahr bedeuten. (Vgl. dkfz; E-Zigaretten und Tabakerhitzer – ein Überblick; 2020)
Insgesamt haben 12% der Bevölkerung in Deutschland schon einmal E-Zigaretten ausprobiert. Weniger als drei Prozent dampfen regelmäßig. Hauptkonsumierende sind dabei Raucher*innen und junge Menschen. (Vgl. dkfz; E-Zigaretten und Tabakerhitzer – ein Überblick; 2020) Von den Frankfurter 15 bis 18-Jährigen hat knapp die Hälfte (49%) schon mindestens einmal im Leben gedampft. Während jede*r Fünfte angab, in den letzten 30 Tagen an der E-Zigarette gezogen zu haben, sind es beim täglichen Konsum nur ein Prozent aller Befragten. (Vgl. MoSyD; Jahresbericht 2018)
Auch, wenn die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen derzeit unbekannt sind, ist Dampfen basierend auf der aktuellen Datenlage weniger schädlich als Rauchen. Raucher*innen sollten aber nicht den Fehler machen, einen Teil ihrer Zigaretten pro Tag durch die E-Zigarette zu ersetzen. Studien zeigen, dass die gleichzeitige Verwendung von Tabakzigaretten und E-Zigaretten zu einer höheren Belastung führen als der Konsum reiner Tabakzigaretten. (Vgl. dkfz; E-Zigaretten und Tabakerhitzer – ein Überblick; 2020)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum geht davon aus, dass der vollständige Umstieg von Tabak- auf E-Zigaretten das Erkrankungsrisiko senkt. (Vgl. dkfz; Review zu E-Zigaretten und Tabakerhitzern; 2019) Die Weltgesundheitsorganisation wiederum sieht für die E-Zigarette als sogenannte Schadensminimierung noch keine Evidenz (Vgl. WHO; Q&A; 2020) Zwei konträre Aussagen, welche die kontroverse Debatte bezüglich des Nutzens von E-Zigaretten zur Schadensminimierung deutlich aufzeigen. Den Mittelweg formuliert die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.: E-Zigaretten werden als Harm-Reduction nicht bedenkenlos empfohlen, abraten will sie von der Verwendung aber auch nicht. (Vgl. DHS; Harm Reduction; 2016)
Ist Dampfen also das gesündere Rauchen? Vermutlich. Aber erst die Zukunft wird Klarheit darüber schaffen.
Sie möchten mit dem Rauchen aufhören? Unterstützung bekommen Sie in jedem Fall durch das Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ob Sie für den Ausstieg auf eine E-Zigarette umsteigen sollten? E-Produkte können bei einem konsequenten Umstieg eine Alternative sein! Eine evidenzbasierte Aussage kann sich aber aktuell nicht treffen lassen.